Vor 70.000 Jahren flog ein Stern durch unser Sonnensystem !
Quelle: Tim Reyeson February 18, 2015
Zu der Zeit, als der moderne Mensch sich gerade aus seinem Schatten erhob, der Neandertaler am Verschwinden war, hat ein Doppelstern-System (!) die Außenbereiche unseres Sonnensystems durchquert (Credit: Michael Osadciw/University of Rochester).
Astronomen haben nun die Entdeckung dieses Sternensystems gemeldet. Der “stellare” Vorbeiflug war wahrscheinlich nahe genug um die Umlaufbahnen der Kometen in der äußeren Oort’schen Wolke beeinflusst zu haben – allerdings stellte diese Begegnung keine Gefahr für die damals lebenden Menschen (Neandertaler und Cro Magnons) dar. Astronomen beginnen nun nach mehr Sternen wie diesen Ausschau zu halten.
Eric Mamajek von der University of Rochester und seine Mitarbeiter veröffentlichten im Report The Closest Known Flyby Of A Star To The Solar System (published in Astrophysical Journal on February 12, 2015), dass “der Vorbeiflug dieses Systems wahrscheinlich nur vernachlässigbaren Einfluss auf die Bahnen der langperiodischen Kometen hatte, die kürzliche Entdeckung dieses Doppelsternsystems aber darauf hinweise, dass weitere “Störungsfriede“ unter den umliegenden Sternen lauern könnten.”
Der Stern, Scholz’s Stern genannt, näherte sich bis auf 0,5 Lichtjahre der Sonne. Zum Vergleich ist die derzeitig nächste Sonne Proxima Centauri etwa 4,2 Lichtjahre entfernt.
Während das Internet voll von Geschichten und Theorien über einen „Nemesis-Stern“ ist, der sich unserer Sonne nähert und angeblich „von der NASA versteckt wird“, ist dieser Rote Zwerg mit seinem Begleiter ein reales Faktum.
1984 haben die Paläontologen David Raup und Jack Sepkoski behauptet, dass sich ein schwacher Zwergstern, nun im Internet allgemein bekannt als der Nemesis-Stern, in einem langperiodischen solaren Orbit befindet. Der elliptische Orbit brächte den vermeintlichen Stern alle 26 Millionen Jahre ins innere Sonnensystem und würde einen Kometenschauer riesigen Ausmaßes und damit Massenaussterben mit sich bringen. Aufgrund der ungeheuren Zahl an Roten Zwergen in der Galaxie passt Scholz’s Stern sogar fast perfekt in dieses Szenario. Neueste Studien bzgl. eines Einflusses an Erde, Mond und Mars haben aber die Existenz des vermeintlichen Nemesis-Sterns ausgeschlossen. (New Impact Rate Count Lays Nemesis Theory to Rest, Universe Today, 8/1/2011)
Aber Scholz’s Stern — ein wirklich existierender Störer der Oort’schen Wolke — ist ein kleiner Roter Zwerg der M9-Spektral-Klasse. M-Klasse Sterne sind die häufigste Sternform in unserer Galaxie und wahrscheinlich im ganzen Universum, geschätzte 75% aller Sterne sind dieses Typs. Scholz’s Stern hat gerade mal 15% der Masse unserer Sonne. Des Weiteren ist er ein Doppelstern-System mit einem Begleiter als T5-Klasse Braunen Zwerg. Man nimmt an, dass Braune Zwerge äußerst häufig im Universum existieren, aber wegen ihrer sehr, sehr geringen Helligkeit äußerst schwer zu detektieren sind … außer, wie in diesem Fall, als Begleiter hellerer Sterne.
Es konnte nachgewiesen werden, dass Scholz’s, Stern sich geradewegs von uns weg bewegt (Zusammenarbeit zweier Großteleskopen und Spektrographen auf der Südhalbkugel – Southern African Large Telescope (SALT) und Magellan telescope at Las Campanas Observatory, Chile).
Scholz’s Stern ist ein aktiver Stern und die Forscher meinen, dass er bei der größten Annäherung etwa 11. Magnitude erreicht haben könnte.
Zurzeit ist Scholz’s Stern 20 Lichtjahre entfernt und einer der 70 nächsten Sterne unseres Sonnensystems. Berechnungen mit 98% Wahrscheinlichkeit zeigen, dass er damals in ca. 0,5 Lichtjahren die Sonne passiert hat. Diese Gegend entspricht etwa der äußeren Oort’schen Wolke mit Milliarden von Kometen darin.
Das Large Synoptic Survey Telescope (LSST) und andere Teleskope werden im nächsten Jahrzehnt eine unglaubliche Datenflut erzeugen und weitere Rote und Braune Zwerge sowie sogenannte “Waisenplaneten” in der Nähe der Sonne aufspüren. Einige davon können vielleicht in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft verfolgt werden, ob sie ebenfalls dem Sonnensystem nahe gekommen sind bzw. es noch werden.
Das Universum ist äußerst dynamisch und wird noch viele Überraschungen für uns bereit halten.