Der Frühling bereitet dem Hobby-Astronomen viel Freude. Obwohl die Tage nun schnell länger werden und das Beobachten erst um einiges später möglich ist, gibt es auch nicht zu verachtende Vorteile. Vorbei ist die Zeit, wo wir dick eingepackt und leicht frierend ins Okular geschaut haben und uns mit anlaufenden Linsen und nicht genügend ausgekühlten Spiegeln plagen mussten. Endlich hüllen sich Hecken und Bäume wieder in dichtes Grün und sorgen für etwas Milderung der städtischen „Lichtverschmutzung“ auf meiner Terrasse. Für mich beginnt ein Beobachtungsabend trotzdem schon kurz nach Sonnenuntergang, denn Venus, Mars und Saturn können auch schon in der Dämmerung ausgezeichnet beobachtet werden.
Noch immer erscheint Venus als Abendstern schon nach Sonnenuntergang als erste sehr auffällig im Westen. Im Fernrohr wird die Venussichel zwar immer dünner, aber auch größer (Ende Mai ist die Sichelgestalt auch schön in einem normalen Fernglas zu erkennen).
In einigen Wochen ist es dann vorbei mit dem „Abendstern-Dasein“ und Venus wird sich nur mehr am Taghimmel zeigen. ABER, einen Höhepunkt wird es dennoch geben, da am 6. Juni Venus vor der Sonne vorbei zieht und mit speziellen Sonnenfinsternisbrillen sogar ohne Fernglas als kleiner schwarzer Punkt gesehen werden kann. Dieses Ereignis findet erst wieder 2125 statt, es ist daher die letzte Chance in diesem (jungen) Jahrhundert so was zu sehen.
Der „rote Planet“ Mars ist weiterhin im Löwen nicht zu übersehen, wird aber nun langsam kleiner, da sich der Abstand zur Erde laufend vergrößert.
Dafür ist im Frühling der Ringplanet Saturn der „Star am Nachthimmel“. Schon zu Abend ist er links oben über Spica, dem Hauptstern in der Jungfrau leicht zu erspähen. Passt das Wetter und ist auch die Luft ruhig, kann man ohne Probleme die Saturnringe und 4 Monde erkennen. Letztens ist es mir auch gelungen den kleinen Eismond Enceladus als 5. Mond eindeutig zu identifizieren.
Frühlingszeit ist Galaxienzeit und Sternfreunde mit etwas größeren Teleskopen finden in den Sternbildern Löwe, Jungfrau und Haar der Berenike hunderte Galaxien. Auch Galaxiengruppen oder dünnste spindelförmige Spiralgalaxien (von der Seite gesehen) sorgen für jede Menge Abwechslung. Vielleicht taucht auch heuer bald wieder eine Supernova auf – die letzte in der Galaxie M95 habe ich natürlich auch beobachtet, was mit meinem 12“ Teleskop sogar aus der Stadt heraus möglich war. Es ist immer wieder aufregend eine Sternenexplosion zu beobachten, die vor über 30 Millionen Jahren stattgefunden hat, denn so lange hat das Licht gebraucht um die riesige Entfernung von dieser Galaxie zu uns zu durchlaufen.
Das Sternbild Löwe ist recht einfach als „sitzender Löwe“ zu erkennen und bietet (neben derzeit eben Mars) vor allem interessante Galaxien und Doppelsterne auch schon für kleinere Teleskope.
Hier einige Tipps für Beobachter im Sternbild Löwe:
– Messier-Galaxien: M65, 66, 95, 96, 105 mit NGC3384
– Weitere hellere Galaxien: NGC2903, 3190 u. 3193, 3521, 3607 u. 3608, 3626
– Doppelsterne: Regulus, Algieba, 54 Leo, 88 Leo, 90 Leo, 93 Leo
Hoch oben im Zenith ist der „Große Wagen“ zu erkennen. Schnell 5x die „Deichsel“ verlängert und schon ist man beim Polarstern gelandet, der jahrein, jahraus die genaue Richtung nach Norden weist.
Auch der Mond hat im Mai eine Besonderheit zu bieten. Am 6. Mai ist Vollmond, und zwar der größte dieses Jahres, denn auch die Mondbahn ist nicht genau zentrisch kreisförmig um die Erde.