Der Weltraum. Unendliche Weiten. Ein rechts- und politikfreier Raum? Nein, nur wird den Raumfahrtaktivitäten in Europa sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Unsere privilegierte Stellung auf diesem Hochtechnologie-Sektor ist gefährdet. Die IAAZ war bei einem Vortrag von Peter Hulsroj, Direktor des European Space Policy Institute (ESPI) zum Thema „Aktuelle Entwicklungen der Europäischen Weltraumpolitik“ dabei.
Welchen gesellschaftlichen Nutzen hat die Raumfahrt?
Hoch über unseren Köpfen befindet sich ein Nervensystem der entwickelten Welt. Und trotzdem sinkt der Stellenwert der Raumfahrt in Europa stetig. Mediale Aufmerksamkeit erregen heute nur mehr negative Ereignisse. Wer hat in einer Tageszeitung vom erfolgreichen ersten Start einer russischen Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou gelesen? Dabei sind die gesellschaftlichen Funktionen der Raumfahrt nicht mehr wegzudenken. Peter Hulsroj sprach von einer Dreifaltigkeit der Beziehung zwischen Raumfahrt und Gesellschaft. Es geht dabei um den direkten technologischen Nutzen, den Wissensgewinn und die außenpolitische und friedenspolitische Sicht.
Was wäre, wenn nur für ein paar Minuten die gesamten Satelliten nicht funktionieren würden?
Kein Fernsehen, kein Telefon, kein GPS. Doch das sind nur die direkten Auswirkungen. Die Raumfahrt dient nicht nur der Erleichterung unseres Lebens. In erster Linie sollte sie Fakten schaffen für die Wissenschaft. Diese braucht das Weltall als Labor. Und dabei geht es nicht nur die Astronomie, die ihre Instrumente ins Weltall bringt. Ein wichtiger Nutzungsbereich ist auch die Erdbeobachtung. Erst die extreme Vogelperspektive ermöglicht es die Erde richtig zu „managen“, wie Hulsroj anmerkte. Umweltpolitik und Klimaschutz würden ohne die Forschungsergebnisse der konstanten Erdobservation nicht am heutigen Stand sein. In diesem Bereich hat auch die EU ein Vorzeigeprojekt am Laufen – GMES (Global Monitoring for Environment and Security). Gerade hier hat die EU im kommenden Finanzrahmen für 2014 – 2020 die Finanzierung des Sentinel-Satellitensystems gestrichen. Auch um Galileo, Europas eigenes Navigationssystem, ist es still geworden. Zusätzlich sind zwei der modernsten Forschungssatelliten im All – HERSCHEL und PLANCK – für die Medien beinahe unbekannt, monierte Hulsroj und verwies darauf, dass gleichwertige Projekte wie das CERN eine größere Aufmerksamkeit erlangen.
Wie bringen wir jedoch die Satelliten überhaupt ins All?
Die ESA (European Space Agency) betreibt in Französisch Guyana (Südamerika) den Weltraumbahnhof Kourou. Von dort starten die Ariane-V-Raketen, das Transportvehikel Vega und neuestens auch Sojus-Raketen. Das Ariane-Projekt ist aber sehr kostenintensiv. Starts sind sehr teuer und die Auslastung wird hauptsächlich durch kommerzielle Fracht (also Telekommunikationssatelliten udgl.) erreicht. Institutionelle Starts, also europäische Forschungssatelliten, gibt es nur wenige. Durch die Konkurrenz aus Russland, Indien und China wird es aber immer schwieriger Kundschaft für die Ariane zu bekommen. Heuer im November wird in Italien ein EU-Ministerrat der zuständigen Wissenschafts- und Forschungsminister tagen, bei dem auch über die Zukunft der Ariane entschieden wird.
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