<< Teil 2 meines Berichts zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Weltraumpolitik. Der erste Teil wurde am Freitag veröffentlicht.
In 15 Jahren ein erneuter Mondspaziergang?
Raumfahrt ist immer ein politisches Thema, denn nur Staaten können diese Kosten (mit-)tragen. Auch wenn Projekte zum Teil von der ESA finanziert werden, muss man bedenken, dass auch hier die Mitgliedstaaten ihren jährlichen Beitrag leisten.
Eine Chance die Kosten möglichst niedrig zu halten ist die Kooperation verschiedener Nationen. Auch die ISS wäre ohne die Zusammenarbeit von NASA, ESA, den Kanadiern, Japan und Russland nicht zustande gekommen. Nur ein Staat probt den Alleingang: China. Das Reich der Mitte hat mittlerweile ein sehr ambitioniertes Weltraumprogramm auf die Beine gestellt. Erklärtes Ziel ist die Errichtung einer eigenen Raumstation und ein neuer Mondflug. Sollte es zu keinen groben Verzögerungen kommen, dann ist in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit einem neuen Mondspaziergang zu rechnen, meint Peter Hulsroj vom ESPI.
Welche Auswirkung hätte ein Chinese am Mond?
Die direkten Auswirkungen würde man in Europa wahrscheinlich nicht spüren, doch es ist ein Prestigeprojekt. China braucht diese Erfolge zur Legitimation der kommunistischen Herrschaft. Eine Machtdemonstration nach außen folgte somit immer einem innenpolitischen Zweck. Außerdem spielt der Mond in der chinesischen Kultur eine tragende Rolle. Menschen dort hin zu bringen hat also auch kulturelle Hintergründe.
Für Europa und die westliche Raumfahrt würde ein Chinese am Erdtrabanten ein politisches Desaster darstellen. China hätte uns dann eindeutig überholt. Wie schon das Space Race der 1960er-Jahre sollte auch nun wieder ein Wettlauf begonnen werden, den wir gewinnen können. Auch wenn es vielleicht keinen direkten Nutzen zu haben scheint, so dient es doch der Verteidigung unserer privilegierten Stellung. Europa könnte natürlich auch China zu einer Kooperation einladen, doch eine Zustimmung wäre eher unwahrscheinlich. Europa hat schließlich China beim GALILEO-Projekt um rund 200 Mio. Euro „betrogen“ (siehe Die Zeit online).
Weltfrieden durch eine gemeinsame Marsmission?
Den Weltfrieden können wir wahrscheinlich nicht durch die Kooperation im Raumfahrtsektor alleine sichern, doch es wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Momentan sind die Pläne für Mars-Reisen sowieso recht rar gesät. Die NASA musste 2009 auf ihr Constellation-Programm verzichten zu dessen Gunsten auch der Erhalt des Space-Shuttle-Programmes aufgegeben wurde. Eine Kooperation zwischen NASA und ESA beim EXOMARS-Projekt, bei dem Roboter auf den Mars gebracht werden sollten, scheiterte auch am fehlenden Geld. Nun führt die ESA das Projekt selbstständig durch.
Neue Koordination für die europäische Raumfahrt
Eines der wichtigsten ESPI-Projekte ist der Versuch die europäische Raumfahrt auf eine neue Grundlage zu stellen. Mit dem Vertrag von Lissabon hat die EU sich selbst auferlegt eine European Space Policy zu schaffen und selbst Kapazitäten im Raumfahrtbereich zu implementieren. Neben der ESA will die Union als zweiter Akteur im Weltall auftreten. Aus rein politischen und rechtlichen Überlegungen ist dies im Moment nicht falsch, doch die finanzielle Effizienz einer solchen Doppelgleisigkeit ist in Frage zu stellen. Das grundlegende Problem stellen hier eigentlich die Beitrittskriterien zur ESA dar. Mitgliedsländer müssen nämlich eine bestehende Raumfahrtindustrie aufweisen, denn gemäß der ESA-Konvention fließen Teile der Mitgliedsbeiträge als Investitionen in diese Betriebe wieder in die Mitgliedsstaaten zurück. Manche der EU-27 haben aber keine nennenswerten Kapazitäten in eben diesen Industriezweigen. Somit sind von den 19 ESA-Mitgliedern auch „nur“ 17 EU-Mitglieder. Die restlichen 10 EU-Staaten in den Schoß der ESA zu bringen ist ein erklärtes Ziel des ESPI, so Hulsroj in seinem Vortrag.
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