Wer kennt ihn nicht, den strahlenden Lichtpunkt der meist als Erster in der Dämmerung sichtbar wird? Der Abendstern wird er im Volksmund genannt. Gemeinsam mit dem Polarstern streitet er sich auch um den Mythos „hellster Stern“, worüber ich in meinem letzten Beitrag ausführlich geschrieben habe. Doch ist es wirklich ein Stern?
Nein, der Abendstern ist eigentlich ein Planet – die Venus! Unser innerer Nachbarplanet reflektiert das Sonnenlicht so stark, dass er bereits in der Dämmerung erscheint. Wenn sie am Himmel steht, dann leuchtet sie auch rund 10-mal heller als Sirius, der hellste Stern am Nordhimmel.
Wenn es einen Abendstern gibt, muss es doch auch den Morgenstern geben?
Der Volksmund spricht auch von einem Morgenstern. Doch ist er meist nur den Frühaufstehern unter uns bekannt. Er ist der Letzte der vom Himmel verschwindet, kurz bevor die Sonne aufgeht. Auch beim Morgenstern handelt es sich um einen Planeten. Es ist wieder die Venus!
Warum kann sie Morgen- und Abendstern sein?
Die Venus ist ein Planet, wie die Erde auch. Sie umkreist die Sonne innerhalb der Erdumlaufbahn in rund 225 Tagen. Damit taucht sie einmal westlich und einmal östlich von der Sonne auf. Dann ist sie entweder Abendstern (westlich) oder Morgenstern (östlich). Beides zugleich geht jedoch in Mitteleuropa nicht. Die Venus ist also ein Planet mit zwei Gesichtern. Der Wechsel von Abendstern zu Morgenstern findet heuer Anfang Juni statt.
Wie sieht die Venus im Fernrohr aus?
Für viele Teleskopbesitzer wird die Venus beim ersten Anblick ein erstaunliches Bild gezeigt haben. Für alle ohne Teleskop haben wir rechts ein Bild eingefügt. Die Venus zeigt Phasen ähnlich wie unser Mond. Die Vollvenus wird uns jedoch immer verborgen bleiben, da sie dabei ja genau hinter der Sonne steht. Eine Neuvenus findet jedes mal statt, wenn die Erde die Venus „überholt“. Manchmal können wir sogar das beobachten. Nämlich beim sogenannten Venustransit, wenn die Venus von der Erde aus gesehen genau vor der Sonnenscheibe vorbeiwandert. Der letzte Venustransit fand 2004 statt und konnte in voller Länge beobachtet werden. Heuer findet am 5./6. Juni wieder ein Venustransit statt. Jedoch ist es der letzte für die nächsten 105 Jahre und er ist von Mitteleuropa aus sehr schwierig zu beobachten! Wer ihn in seiner vollen Pracht sehen will muss also weit reisen: nach Japan, Alaska oder Nordwest-Kanada.
Wann die Venus sonst zu sehen ist, kann man Tabellen (wie z.B. im Kosmos Himmelsjahr) entnehmen, oder man verwendet eine Planetariums-Software wie z.B. Stellarium.